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NVA-Interessengemeinschaft Halle/Saale - Regionalgruppe „Hermann Vogt“
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1970 - Beginn der energiepolitischen Partnerschaft zwischen der BRD und der Sowjetunion Geschichte eines (West)Wirtschaftskrimis
Und fast unglaubliches geschieht: Die Unterzeichnung am 1. Februar 1970 nimmt direkt den Moskauer Vertrag vom 12. August 1970 vorweg, der die Serie der Ostverträge der Sozialliberalen Koalition unter Willy Brandt eröffnet. Warschauer Vertrag (7. Dezember 1970) und Deutsch-Deutscher Grundlagenvertrag (21. Dezember 1972) folgen. Dabei habe sich die Politik die Methodik der Wirtschaft zu Eigen gemacht: Zusammenarbeit statt Konfrontation, erläutert Egon Bahr später den Ansatz der Bonner Entspannungspolitik.
Doch diese Entwicklung wurde ohne die USA angestrebt. Bereits 1970 erwägt Präsident Nixon Sanktionen gegen das Energieprojekt. Die Bundesregierung hält jedoch an ihrem Kurs fest. Deutschland und Westeuropa investieren in den folgenden Jahren weiter in die Energiepartnerschaft mit dem Osten. Die USA dagegen befürchten in jeder Zusammenarbeit mit der Sowjetunion und Russland einen Verrat und eine gefährliche Abhängigkeit zugleich verbunden mit der Hoffnung, die russischen Lieferungen nach Europa durch eigenes, amerikanisches Gas ersetzen zu können. 1982 eskaliert der Streit. Die Protagonisten: Helmut Schmidt und Ronald Reagan. Nach dem Erfolg der ersten Erdgas-Röhrengeschäfte soll mit einer Pipeline von Sibirien nach Westeuropa durch Polen eine weitere Verbindung geschaffen werden. Deutschland liefert Rohre und Kompressoren im Wert von 20 Milliarden D-Mark und die Sowjetunion liefert im Gegenzug jährlich 40 Milliarden Kubikmeter Gas. Die USA protestieren. Was dann geschah, liest sich wie ein Wirtschaftskrimi. Die Reagan-Administration untersagt amerikanischen Firmen, ihre Technologie beizusteuern. Bundeskanzler Schmidt reagiert mit klarer Kante auf die US- Einmischung in die europäische Wirtschaft. Und besonders brisant: Mit den Verträgen von 1970 wollte sich die BRD nicht nur von arabischen Quellen unabhängig mache, sondern auch dem im selben Jahr verabschiedeten Umweltprogramm Nachdruck verleihen, mit den Worten Brandts: „Der Himmel über dem Ruhrgebiet muss wieder blau werden“. Kurzum, In „guten wie in schlechten Zeiten“ war Russland ein verlässlicher Energielieferant und Umweltpartner, und das bereits über ein halbes Jahrhundert lang. Und wer erklärt eigentlich, warum das nicht mehr so sein sollte?
Was lehrt uns dieser lange geschichtliche Exkurs? 1 . Unbeschadet aller gegenteiliger Positionen, Deutschland hat wirtschaftlich und politisch stets von den guten Beziehungen zum östlichen Partner partizipiert. 2 . Diese guten Beziehungen waren den USA stets ein Dorn im Auge und wurden boykottiert. (Noch 1982 sprengte der CIA in der Sowjetunion per Sabotage eine Verdichterstation) 3 . Diese Zusammenarbeit hat alle Spannungen, insbesondere des „Kalten Krieges“ überstanden.