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Zum hundertsten Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution Mit dem Schuss des Panzerkreuzers „Aurora,“ als Signal zur Erstürmung des Winterpalais in Petrograd am 7. November 1917 (25. Oktober alter Russischer Zeitrechnung) wurde eine historische Etappe eingeleitet, die die Welt veränderte. Vergegenwärtigen wir uns noch einmal die Situation im Jahr 1917 in Russland. Nach dem 1917 schon drei Jahre andauernden ersten Weltkrieg, hohen Verlusten, fortschreitender Zerrüttung der Wirtschaft, immer tieferer Verelendung, der unerträglich gewordenen Lage der Bauern und des Zusammenbruchs der Versorgung mit Nahrungsmitteln kam es in den Großstädten zu Unruhen, in vielen Gebieten zu Bauernaufständen. Sogar Teile der Rüstungsindustrie wurden bestreikt. Erstmals weigerten sich Kosaken, Streikende und Demonstranten zusammenzuschlagen. In Petrograd wurde ein Rat der Arbeiter und Soldatendeputierten gebildet, der immer mehr Einfluss gewann. Vertreter der mit ihrem politischen Einfluss unzufriedenen Bourgeoisie nutzten die außer Kontrolle geratenen Unruhen in Petrograd, um den ohnehin überforderten Zaren zur Abdankung zu zwingen und die Regierungsgeschäfte an sich zu reißen. Das änderte jedoch nichts an der Lage der hungernden und von Armut und Krankheit geplagten Masse der Bürger Russlands. Besonders hart traf die fortwährende Einberufung in den Krieg immer mehr Familienväter von Arbeiter- und Bauernfamilien. Mit der Fortführung des Krieges und dem Scheitern der angekündigten Offensiven spitzte sich die Lage weiter zu. In dieser Situation gewannen die bis dahin sich noch in der Minderheit befindlichen Bolschewiki auch im Ergebnis der Arbeit Lenins immer mehr an Einfluss. Ihre Forderung nach sofortiger Beendigung des Krieges, Enteignung und Nationalisierung des Bodens, der Fabriken und Banken und der Errichtung einer Republik der Sowjets der Arbeiter-, Landarbeiter- und Bauerndeputierten setzten die Interessen der Volksmassen auf die Tagesordnung. Nach den Erfahrungen der Revolution von 1905, nach Streikkämpfen und Auseinandersetzungen mit Polizei und Kosaken wurden in den Betrieben bewaffnete Gruppen und in Petrograd ein militärisches Revolutionskomitee gebildet. Nur dank ihres wachsenden Einflusses und ihres Kampfes gelang es, den von General Kornilow inszenierten konterrevolutionären Putsch nieder zu schlagen. Als die immer mehr an Einfluss verlierende Provisorische Regierung diese Organisationen der revolutionären Arbeiterschaft verbieten wollte, war das der Auftakt ihres Endes: Schon zuvor hatten fast alle Garnisonen der Armee und Flotte ihre Offiziere abgesetzt und eigene Vorgesetzte gewählt. Ganze Regimenter waren auf die Seite der Revolutionäre übergegangen. Am 25. Oktober wurden die wichtigsten Machtzentren, das Fernmeldeamt, Bahnhöfe, Brücken und Polizeistationen von organisierten und bewaffneten revolutionären Arbeitern, Soldaten und Matrosen besetzt. Das Winterpalais, der Sitz der provisorischen Regierung konnte im Handstreich genommen werden, weil die dort eingesetzten Kadetten und ein Frauenbataillon dem Angriff der Roten Garde nichts mehr entgegen zu setzen hatte. Soweit der historische Ablauf. Wenn man aber verstehen will, warum mit dem 7. November 1917 in der durch Klassenkämpfe geprägten Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ein viel tiefgreifender Bruch eingeleitet wurde, darf man nicht nur bei der bloßen Feststellung dieser Tatsachen stehen bleiben. Was war das Besondere? Im Text der ersten Erklärung des Revolutionären Militärkomitees des Petersburger Sowjets der Arbeiter und Soldatendeputierten kommt das zum Ausdruck. Dort stand: „An die Bürger Russlands. Die Provisorische Regierung ist gestürzt. Die staatliche Macht ist in die Hände der Organe des Petrograder Sowjets der Arbeiter- und Soldaten- Deputierten übergegangen, das an der Spitze des Petrograder Proletariats und der Garnison steht. Die Sache, für die das Volk gekämpft hat, der sofortige Abschluss eines demokratischen Friedens, die Aufhebung des Eigentums der Großgrundbesitzer am Boden, die Kontrolle der Arbeiter über die Produktion, die Bildung einer sowjetischen Regierung sind gesichert. Es lebe die Revolution der Arbeiter, Soldaten und Bauern:“ Dieses Programm wurde im Januar 1918 durch den III. Gesamtrussischen Sowjetkongress konkreter gefasst und als Grundlage der Sowjetverfassung bestätigt. Die welthistorische Bedeutung der Oktoberrevolution wird also vor allem durch die konsequente Umsetzung dieses Programms, der Proklamierung der politischen Herrschaft der Arbeiterklasse und deren Sicherung, zum Zwecke der unmittelbaren Aneignung sämtlicher Produktionsmittel deutlich. In den Folgejahren konnte der Krieg beendet werden, die Entwicklung des Aufbaues der sozialistischen Gesellschaftsordnung eingeleitet werden, es wurde die Wende zu einer Neuen Ökonomischen Politik vollzogen, der Bürgerkrieg wurde beendet und die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken Im Jahr 1922 gegründet. Wie sehr diese Ereignisse des Roten Oktober und deren Ergebnisse an den Grundfesten der kapitalistischen
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Welt rüttelten, zeigte die sofort einsetzende Konterrevolution der Bourgeoisie Russlands und der wichtigsten kapitalistischen Staaten, die einen blutigen Krieg gegen die junge Sowjetmacht entfesselten. Es ist dem genialen Denken und Handeln Lenins zu verdanken, dass beim Aufbau des Sozialismus von Anfang an auch dem militärischen Schutz die erforderliche Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Der Hass der internationalen Reaktion verfolgte das sozialistische Russland, die Sowjetunion, in allen Jahren des Bestehens. Als das faschistische Deutschland wortbrüchig die Sowjetunion überfiel, leistete die Rote Armee, alle Völker der UdSSR, heldenhaft Widerstand. Es war, ist und bleibt das historische Verdienst der Völker der Sowjetunion, dass es ihnen gelang, die faschistischen Aggressoren durch äußerste Anstrengung aller Kräfte zu zerschlagen und so die faschistische Versklavung der Völker zu beenden. Nicht weniger groß sind die Beiträge, die die UdSSR durch die Unterstützung einer demokratischen Nachkriegsentwicklung in den von ihr befreiten Ländern einbrachte. Und nicht zuletzt sind auch die besonderen Leistungen der UdSSR zur Sicherung des Friedens in den Zeiten des Kalten Krieges hervorzuheben. Zusammenfassend lässt sich sagen, die russischen Revolutionen und deren Ergebnisse können heute als Teil und Initiator einer revolutionären Welle im Gefolge des 1. Weltkrieges und als Signal und Beispiel (mit vielen nationalen Besonderheiten) zur Ablösung des Kapitalismus/Imperialismus gesehen werden. Zugleich regt es zum Nachdenken über revolutionäre Situationen im heutigen globalen Kapitalismus/ Imperialismus an. Oberstleutnant a.D. Klaus Böhme